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 Im Schatten des Drachen

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~Akasha~
Schneetiger
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Im Schatten des Drachen Empty
BeitragThema: Im Schatten des Drachen   Im Schatten des Drachen Icon_minitimeFr 9 Jul - 12:25

Im Schatten des Drachen



Der Auserwählte wird kommen in kriegerisch’ Zeit,
zu befreien das Volk und zu lindern das Leid.
Dieser wird weder Mensch sein noch Drache.
Er wird kommen zu viert, wird
den Wind tosender Tapferkeit,
das Feuer brennender Leidenschaft,
das Wasser fließender Weisheit,
die Erde beständiger Freundschaft
in sich tragen.
Die Tapferkeit wird alle vier um sich binden, um sie zu einen.
Sie wird am stärksten sein und sie alle leiten.
Sie wird eine seltsam Flughaut tragen
und ein Mal auf dem linken Arm.
Als Lichtgestalt wird dies’ Wesen das Dunkel bezwingen.




Kapitel 1


Ich renne. Hoffentlich kriegen sie mich nicht.
Die Hufe der Pferde, die hinter mir herpreschen, ertönen wie Donnerschläge in meinen Ohren. Sie jagen mich immer weiter in den Wald hinein.
„Sie erwischen mich.“ Ein Keuchen.
„Stehen geblieben!“ Ich kann bereits ihre Stimmen hören, mein Vorsprung wird immer knapper.
Nein. Es gibt nur einen Ausweg. Aber dann kann ich mich hier nicht mehr sehen lassen, muss wieder in eine andere Stadt, weit weg von hier.
Sie haben mich fast eingeholt, ich sehe das aus meinem Augenwinkel.
„Bleib stehen, Mensch!“, erklingen ihre zornentbrannten Stimmen.
„Ich bin kein Mensch!“ Im nächsten Augenblick springe ich empor und lasse dabei die Baumkronen unter mir zurück. Als ich aufleuchte und die Wärme beginnt, mich zu durchströmen, werfe ich meinen Verfolgern noch einen abfälligen Blick zu. „Ich bin ein Dragonér, genau wie ihr!“ Ich verwandele mich. Meine Arme und Beine werden zu riesigen reptilienartigen Klauen. Aus meinem Rücken wachsen gewaltige Drachenflügel, mein Kopf gleicht nun eher dem eines Sauriers. Außerdem bildet sich ein Echsenschwanz, der mein Rückgrat enorm verlängert. Ich habe mich in einen Drachen verwandelt, der, in einem dunklen Grünton geschuppt, nun seine gewaltigen Flügel anstrengt, um weiter an Höhe zu gewinnen und die beiden Soldaten endgültig hinter sich zu lassen.
Wie das nur wieder passieren konnte. Dabei wollte ich diesem alten Weib nur helfen, weil sie den Kartoffelsack unmöglich hätte alleine tragen können. Mich deshalb gleich als Dieb zu beschimpfen. Und dann wieder zwei von Nahtaivels Truppen im Nacken. Welch glorreicher Tag.
Kräftige Flügelschläge tragen mich rasch voran, sodass ich den Wald, in dem die Verfolgung stattgefunden hat, bald hinter mir lasse.

Die Nacht beginnt schon zaghaft erste Schleier über den Himmel zu legen, als ich immer noch unterwegs bin. Ich habe eigentlich schon genug Weg hinter mir gelassen, dennoch zwingt mich ein innerer Drang, immer weiter zu fliegen, bis ich keine Energie mehr habe. Ich darf noch nicht Halt machen, kann es noch nicht riskieren, mich bereits hier oder dort niederzulassen. Ich bin zwar schon zahlreichen Dörfern und Städten begegnet, habe um diese aber einen weiten Bogen gemacht. Wenn Soldaten mich dort finden würden, würde das meinen sicheren Tod bedeuten. Ich muss mir irgendwo ein Quartier für die Nacht suchen, aber darauf achten, dass dieses so weit von meinem Startpunkt entfernt ist, dass es unmöglich ist, dass dort schon ein Steckbrief zu meiner Person eingegangen ist. Denn dass das passieren wird, ist unausweichlich. Ein Dragonér wie ich hat genau zwei Möglichkeiten: entweder Nahtaivel dienen oder die Freiheit suchen und dafür sterben. Ersteres kommt für mich von vornherein nicht infrage. Nicht überwiegend, weil es mir zuwider gewesen wäre, sondern weil ich noch ein wenig länger leben will. Ich besitze nämlich in meiner menschlichen Gestalt ein Mal auf dem linken Arm, das bei näherer Betrachtung einer Flamme gleicht. Und da Nahtaivel, der Fürst aller Drachen, eine uralte Prophezeiung fürchtet, in der von einem Auserwählten mit eben so einem Mal die Rede ist, welcher seine Schreckensherrschaft würde beenden können, würde das wiederum meinen Tod bedeuten, sollte ich mich melden. Genau genommen habe ich also nur die Wahl zwischen sterben und sterben. Dass ich die Person aus der Sage unmöglich sein kann, da ich keine besondere Flügelzeichnung als Drache besitze, spielt da keine Rolle. Die Paranoia des Fürsten hatte dazu geführt, dass alle Dragonér ihm entweder dienen müssen oder umgebracht werden dürfen. Er wollte damit sichergehen, dass der angeblich Auserwählte ihm entweder ins Netz ginge oder anderweitig vernichtet würde. Aber nicht nur die Dragonér, auch die Menschen leiden unter diesen Zuständen; einzig die Drachen profitieren. Dunkle Zeiten sind herangebrochen; eine Welt, in der blindes Vertrauen bedeutet, den nächsten Tag nicht mehr erleben zu dürfen. Ich für meinen Teil musste jedoch die Freiheit wählen, auch, wenn ich sie bei der kleinsten Unvorsichtigkeit mein Leben enorm verkürzt. Ich hatte keine andere Wahl. Dass sich jemals etwas ändern könnte… Ich habe keine Hoffnung.
Ich blicke gerade dem Horizont entgegen und frage mich, ob ich eine Landung riskieren könne, als ich unvermittelt wieder von jener Vision oder Traum oder was es ist, heimgesucht werde. Ich hasse es, wenn das passiert. Es fühlt sich an wie ein Schrei aus meiner Vergangenheit, aber ich kann es nicht einordnen. An Dinge, die länger als zwei Jahre zurückliegen, kann ich mich sowieso nicht oder nur kaum erinnern. Ich weiß nicht, warum, aber die Ungewissheit lässt mich manchmal nicht ruhen.
Ich stehe in einem Gerstenfeld. Zögernd. Verunsichert. Alles so unscharf um mich her. Eine Frau, die meinen Namen ruft. Ich blicke mich um. Niemand. Wieder ruft sie meinen Namen, diesmal eindringlicher. Ich kann nichts erkennen. Nur schemenhafte, verschwommene Umrisse um mich herum. Ich selbst rufe etwas, kann meine eigene Stimme nicht verstehen. Die Frauenstimme schreit. Flammen. Feuer.

Als ich aufschrecke, befinde ich mich auf einmal in einem mir unbekannten Zimmer. Ich fasse mir an den Kopf. Wie bin ich hier hergekommen?
„Na? Wach?“ Eine Frauenstimme.
Ein wenig erschrocken wende ich meinen Blick und sehe eine Frau mit langen dunklen Locken und einem weinroten Kleid auf einem Stuhl, unweit von mir sitzen.
„Wo bin ich und wie bin ich hier hergekommen?“, frage ich.
Sie lächelt. „Ich habe dich in der Nähe des Dorfes aufgelesen. Du lagst entkräftet am Waldboden und hast nicht viel um dich herum mitgekriegt. Damit dich keine Drachen aus Spaß zerfleischen oder du anderweitig Schaden erleidest, habe ich dich mitgenommen. Du befindest dich gerade in dem Zimmer, das ich in dieser Herberge genommen habe.“
Ich blicke sie schweigend an. Hat sie denn keine Befürchtungen, dass ich ihr etwas antun könnte, wenn ich aufwache?
„Was ist dir passiert? Warum warst du dort gelegen?“ Sie blickt mich aus klugen Augen an. Augen, die eine Lüge im Ansatz enttarnen würden. Aber da ist noch etwas anderes in ihrem Blick.
„Ich kann mich nicht erinnern.“ Ich starre an ihr vorbei in den leeren Raum. Ob sie mir glaubt oder nicht, überlasse ich ihren Augen.
„Und wo kommst du her? Aus diesem Dorf scheinbar nicht.“
Warum ist sie so neugierig? „Ja, das stimmt. Aber wer bist du überhaupt?“
Sie sieht mich einen Moment lang an, lächelt dann aber wieder. „Entschuldige. Ich heiße Tahmira.“
Ich nicke. „Rakesh.“
„Also, Rakesh.“ Und wieder kommt dieses andere Etwas zum Vorschein, als sie vom Stuhl aufsteht und sich zu mir aufs Bett setzt. „Willst du mir wirklich nicht erzählen, wo du herkommst? Du wirst doch wohl nicht einfach vom Himmel gefallen sein?“
Ich lache kurz auf und sehe sie an. Weiß sie es? Hat sie mich in meiner anderen Gestalt gesehen? Ich muss tatsächlich während der Vision vom Himmel gestürzt sein. Aber wann habe ich mich zurückverwandelt? Hat sie mich als Drache gesehen? Weiß sie, was ich- Ich spüre, wie mein Herz seinen Puls beschleunigt. „Äußerst amüsant. Sehe ich etwa aus wie ein Drache?“
„Nein, das nicht. Aber du könntest ein Dragonér sein.“ Sie streckt ihre Hand aus und streichelt meinen linken Arm. Als sie das Mal berührt, sieht sie mir fest in die Augen. „Oder etwa nicht?“
„Da muss ich bedauerlicherweise passen, ich bin nur ein handelsüblicher Mensch.“ Mein Herz zerberstet. Gehört sie zu Nahtaivels Gefolgschaft? Wenn das so wäre-
„Ach ja?“ Ihr Blick durchdringt mich förmlich. Sie beugt sich ein Stück zu mir hin und flüstert in mein Ohr: „Da hast du aber noch mal Glück, denn andernfalls hätte ich dich melden müssen.“
Sie glaubt mir kein Wort, ich spüre es. Was soll ich denn jetzt machen? Wenn ich ihr etwas tue und sie schreit, sind sofort Soldaten zur Stelle. Verfluchter- Mal sehen, ob ich ihren Blick richtig deuten konnte. „Das hättest du aber nicht getan, oder etwa doch?“, hauche ich ihr ins Ohr. Du männliche Hure.
Sie beugt sich ein Stück zurück und sieht mir wieder in die Augen. „Nein, ich denke nicht. In solchen Zeiten müssen Menschen zusammenhalten, wenn uns schon niemand anders unterstützen will.“
Ich würde gern erleichtert ausatmen, aber ich kann nicht. Zu verräterisch. Also nicke ich nur.
„Und du weißt wirklich nicht, wie du dort hingekommen bist? Du hast jedenfalls leichte Verletzungen.“ Sie steht auf und geht zu dem Tisch, der im Raum steht.
Das kommt eben davon, wenn man aus mehreren Metern Höhe in die Tiefe stürzt. „Nein, wüsste ich aber selbst gern.“
Sie kommt wieder und reicht mir einen Becher. „Trink das. Dann wird es dir besser gehen.“ Sie lächelt mir zu.
„Danke. Aber so schlecht steht es um mich, denke ich, auch wieder nicht.“ Ich stütze mich auf meine Ellbogen auf und blicke sie an. Für wie naiv hält sie mich? Nimm nie etwas von Fremden an, wenn du überleben willst.
Ein enttäuschter Wimpernschlag. „Vertrauen ist ein kostbares Gut.“ Sie trinkt den Becher aus und setzt sich wieder auf den Stuhl. „Wo willst du jetzt eigentlich hin?“, fragt sie mich unvermittelt.
„Ich weiß es noch-“ Schreie. Ich sehe die Frau wieder vor mir. Diesmal kann ich erkennen, wie sie mir eine Hand reicht und meinen Namen flüstert. Ich gebe ihr meine Hand. „Er wird mich…“ Weiter kann ich nicht verstehen, was sie sagt. Schreie. Flügelschläge in der Ferne. „… und dann dich.“ Sie entreißt mir die Hand, dreht sich um. „Lauf, Rakesh!“
„Rakesh?“
Ich schrecke hoch. „Was ist passiert?“, frage ich, obwohl ich die Antwort schon kenne.
„Du hast mitten im Satz abgebrochen und bist dann in eine Art Schockzustand verfallen. Passiert dir das öfter?“
Ich sehe sie an und erkenne echte Besorgnis in ihrem Blick. „Ich habe ab und zu Visionen, ich kann es nicht kontrollieren und sie sind jedes Mal zu flüchtig, als dass ich sie deuten könnte.“
Sie nickt stumm und überlegt kurz. „Vielleicht solltest du eine Seherin aufsuchen. Die kann dir vielleicht weiterhelfen.“
Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. „Vielleicht sollte ich das wirklich.“
Im nächsten Moment höre ich erst die hektischen Rufe von draußen her. Sofort stürze ich zu einem Fenster. Dort laufen Menschen kreuz und quer durch die Straßen und schreien, kreischen, haben Angst vor etwas, Todesangst. Manche sind bereits zusammengebrochen, knien vor den Leichen ihrer Verwandten oder ihrer Freunde. Häuser stehen in Flammen. Soldaten marschieren vereinzelt durch die Gassen, zünden Gebäude an, bringen wahllos Einwohner um. Ich wende meinen Blick ab, ertrage es nicht, stumm zuzusehen. Sie sind wegen mir hier, ich weiß es.
„Wen suchen die denn?“, fragt Tahmira. Ich habe nicht bemerkt, dass sie sich neben mich gestellt hat.
Meine Adern gefrieren zu Eis, mein Herzschlag setzt aus. Diese furchtbare Kälte. Ich darf es mir nicht anmerken lassen, sie würde mich ans Messer liefern, um selbst unbeschadet davonzukommen.
Ihre Frage wird jedoch nicht von mir, sondern von einem Soldaten beantwortet, der sich auf dem Platz vor der Herberge auf ein Podest stellt. „Wir suchen einen Dragonér, der uns entwischt ist. Es deutet alles darauf hin, dass er sich in diesem Dorf befinden muss. Liefert ihn uns aus und wir werden abziehen. In seiner menschlichen Gestalt trug er zuletzt eine dunkle Stoffhose und ein helles Hemd. Er hat außerdem schwarze, kurze Haare. Bringt uns den Fremden, auf den diese Beschreibung zutrifft, wenn euch euer Leben lieb ist!“ Nach diesem Ausruf fährt der Soldat fort, unschuldige Menschen abzuschlachten.
Tahmira blickt zu mir, ihre Augen verengen sich leicht. „Auf dich trifft diese Beschreibung zu.“
Ich sehe sie an, versuche alles Verräterische aus meinem Blick und meiner Körperhaltung zu bannen. Ich darf nicht zittern, nicht zusammenbrechen, darf nicht aufschreien, nicht verzweifeln, darf sie an meinem Schrecken und meiner Angst nicht teilhaben lassen. Ich muss ruhig bleiben angesichts dieser alltäglichen Szene. Muss verhindern, dass sie mich damit in Verbindung bringt. „Aber ich bin ein Mensch, kein Dragonér. Die müssen jemand anderen meinen.“ Ich hasse mich. Für jedes einzelne feige Wort, das helfen soll, mein Fortleben zu sichern. Es entehrt die Menschen, die hier meinetwegen gestorben sind. Aber woher? Warum waren sie schon so früh da? Da stimmt doch etwas nicht. Sie können unmöglich so schnell meiner Spur gefolgt sein. Ich hätte noch zwei Tage Zeit gehabt. Was macht sie so sicher, dass ich hier bin?
„Stimmt. Komm mit.“ Sie fast mich am Arm und zerrt mich aus dem Zimmer, auf den Gang der Herberge.
„Moment, was hast du vor?“ Ich habe Angst. Sie glaubt mir nicht, hat sie keine Sekunde getan. Sie wird mich auf den Platz zerren, mich vor die Soldaten werfen und rufen: „Da habt ihr ihn! Verschont mich und dieses Dorf!“ Ich werde mich in einem verzweifelten Fluchtversuch in einen Drachen verwandeln und versuchen zu flüchten. Die Soldaten werden das aber auch tun und mich in der Luft zerreißen. Es gibt keinen Ausweg, ich werde sterben.
„Zieh dir erstmal das über.“ Sie wirft mir einen dunkelbraunen Mantel zu, der an einer Garderobe hängt. „Damit stimmt zumindest die Beschreibung deiner Kleider nicht mehr. Zieh dir die Kapuze über den Kopf.“
Sie… sie will mir helfen? Wie ich mich hasse. Dennoch tue ich, was sie gesagt hat. Ich kann hören, wie einige Einheiten nun die Herberge stürmen. Die Schreie aus dem Erdgeschoss dringen nach oben.
Auch sie registriert es und blickt kurz erschrocken zur Treppe. Dann fast sie meinen Arm wiederum. „Komm.“ Sie zerrt mich bis zum anderen Ende des Korridors und öffnet dort eine Tür, hinter der sich eine weitere Treppe verbirgt. „Die führt zu den Stallungen. Ich bin mit meinem Pferd da. Vielleicht haben wir eine Chance.“
Wir laufen die Treppen hinunter und erreichen den Stall. Seltsamerweise finden wir diesen verlassen vor. Kann das sein? Kann es überhaupt sein, dass sie erst jetzt die Herberge stürmen? Wenn ich einen Fremden suche, würde ich da zuerst nachsehen. Während ich weiter eher verblüfft darüber nachdenke, bindet Tahmira ihr Pferd derweil an, um es zu satteln. Weit entfernt hört man die Schreie von Leuten. Von Leuten, die nichts getan haben. Ungeduldig beginne ich, auf und ab zu laufen. Sie sind in der Herberge. Was, wenn sie hier gleich hinunterstürmen? Sie schnallt zuerst den Sattel fest, ehe sie zum Zaumzeug greift. Warum dauert das nur solange? Wenn ich mich doch nur verwandeln und wegfliegen könnte, das würde wesentlich schneller gehen. Ich laufe weiter hin und her.
Plötzlich höre ich von der Treppe her, wie deren Tür im ersten Stock aufgestoßen wird.
„Da ist eine Treppe!“ Die Stimme eines Soldaten. War es das jetzt? Ich habe keine Waffe. Hektisch blicke ich mich um, kann aber nur eine Mistgabel entdecken. Schritte, die sich erbarmungslos ihren Weg nach unten bahnen. Es ist aus. Doch gerade, als ich zur Mistgabel greifen will, steigt Tahmira auf den fertig gezäumten Rappen und drängt mich, ebenfalls aufzusteigen. Als auch ich sitze, treibt sie ihr Pferd an, das in einem wilden Galopp aus dem Stall läuft. Keine Sekunde zu früh, denn genau in dem Moment haben auch die Einheiten den Stall erreicht, befehlen uns, stehen zu bleiben und fuchteln mit ihren Schwertern hektisch in unsere Richtung.
Der Weg führt zunächst in eine menschenleere Gasse nach rechts, dann geradeaus. Ich kann den Waldrand in einiger Entfernung schon undeutlich erkennen, als plötzlich ein brennendes Haus vor uns einstürzt und ein Flammenwall, der sich quer über die Straße ausbreitet, den weiteren Weg versperrt. Das Pferd scheut und bäumt sich wiehernd auf.
„Bleibt stehen! Ihr seid des Todes!“ Ich drehe mich um und sehe, wie ein Soldat einen Speer nach uns wirft, der meinen Kopf nur knapp verfehlt.
Tahmira wendet das Pferd, reitet ein Stück auf die immer zahlreicher werdenden Soldaten zu und dreht dann wieder ab. „Halt dich gut fest“, rät sie mir, ehe sie ihr Pferd zwingt, zu beschleunigen. Nein, das kann doch nicht gut gehen. Sie hält direkt auf das Flammenmeer zu. In der sicheren Gewissheit, dass das nur schief gehen kann, halte ich mich an ihr fest und schließe die Augen. Ich spüre, wie das Pferd abspringt und wie es nach einer gefühlten Ewigkeit wieder aufkommt. Ich öffne meine Augen. Als wäre nichts gewesen, hält das Tier weiter auf den Waldrand zu.
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